Bei Schlangenbrut zu Hause
(Text: Süddeutsch Zeitung 2009 von Renate Meinhof) Wendemark - Licht überschwemmt die Äcker hinter Passow in der Uckermark, wenn man den Bahnhof
hinter sich hat und den schmalen Hohlweg, der nach Wendemark führt.
Links der Allee, im Sog der schwülen Böen, wiegt sich gelangweilt die Gerste mit ihren störrischen Haaren. Rechts steht der Weizen soldatisch zum Horizont, darüber blass und hart der Himmel, wie feuerfestes Porzellan. Es ist still. Falter taumeln durch die Glut. Saat und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht, sollen nicht aufhören. Ein ewiges Bild, das alle Gegenwart als flüchtig entlarvt. Eines, in dem sich die Sinne der Unendlichkeit öffnen, wenn man bereit ist.
Rainer Kwasi hat viel mit ewigen Bildern zu tun, aber wenig mit der Unendlichkeit. "Also", sagt der Mann, braun gebrannter Athletenkörper, "bei mir geht es ziemlich endlich zu." Liegend entwindet er sich in langsamster Bewegung dem Sechsmetertier in seinem Garten. "Entweder Brosche frisst die Ziege, die Kaninchen oder aber (er macht eine Pause)
er frisst mich." "Wie bitte?"
"Na ja, es wäre nicht fair, aber ich bin ja ein Klacks für ihn."
Für Rainer Kwasi, in seinem Gutshaus, auf dem geschorenen Rasen dahinter, geht es jeden Tag um die Endlichkeit, um Tod oder Leben oder die Balance zwischen beidem. Für die Kaninchen auch.
Nur keine falsche Bewegung. Kwasi lebt zusammnen mit acht Tigerpythons, einem Australischen Teppichpython, einer Kanadischen Erdnatter und einer, den Essgewohnheiten der Schlangen unterliegenden Anzahl wechselnder Kaninchen, Deutsche Riesen, immer zwischen sieben und acht Kilo schwer.
"Die Schlange, das ist eine ganze Philosophie": Aktionskünstler Rainer Kwasi mit Smea, Brosche und Brosches Schwester lsis im Garten, in dem das Gras wegen der Reptilien sorgsam kurzgehalten werden muss. Dem Tigerpython Brosche half Kwasi einst aus dem Ei, heute ist das Tier sechs Meter lang.
"Sonst sterbe ich", sagt er
Wenn sie ihn anzischeln und anfangen, mit dem Schwanz zu schlagen, dann weiß er, "dass sie genervt sind". Dann entschuldigt er sich und geht raus. Es gibt keine Bindung. Sie streichen ihm nicht um die Beine. Sie buhlen nicht. Sie mögen seine Körperwärme, ja. "Aber ihre Berührungen sind anteilnahmslos. "
Er sagt: "Ich gehe da jeden Morgen rein, als wäre es das erste Mal." Rainer Kwasi zeigt auf das Panzerglas des Terrariums, das die ganze Stirnseite seines Wohnraumes einnimmt. Hinterm Glas dösen Smea, Isis, Thaba und Nathan. Wenn die Hitze anhält, kann er morgen in den Garten mit ihnen.
hinter sich hat und den schmalen Hohlweg, der nach Wendemark führt.
Links der Allee, im Sog der schwülen Böen, wiegt sich gelangweilt die Gerste mit ihren störrischen Haaren. Rechts steht der Weizen soldatisch zum Horizont, darüber blass und hart der Himmel, wie feuerfestes Porzellan. Es ist still. Falter taumeln durch die Glut. Saat und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht, sollen nicht aufhören. Ein ewiges Bild, das alle Gegenwart als flüchtig entlarvt. Eines, in dem sich die Sinne der Unendlichkeit öffnen, wenn man bereit ist.
Rainer Kwasi hat viel mit ewigen Bildern zu tun, aber wenig mit der Unendlichkeit. "Also", sagt der Mann, braun gebrannter Athletenkörper, "bei mir geht es ziemlich endlich zu." Liegend entwindet er sich in langsamster Bewegung dem Sechsmetertier in seinem Garten. "Entweder Brosche frisst die Ziege, die Kaninchen oder aber (er macht eine Pause)
er frisst mich." "Wie bitte?"
"Na ja, es wäre nicht fair, aber ich bin ja ein Klacks für ihn."
Für Rainer Kwasi, in seinem Gutshaus, auf dem geschorenen Rasen dahinter, geht es jeden Tag um die Endlichkeit, um Tod oder Leben oder die Balance zwischen beidem. Für die Kaninchen auch.
Nur keine falsche Bewegung. Kwasi lebt zusammnen mit acht Tigerpythons, einem Australischen Teppichpython, einer Kanadischen Erdnatter und einer, den Essgewohnheiten der Schlangen unterliegenden Anzahl wechselnder Kaninchen, Deutsche Riesen, immer zwischen sieben und acht Kilo schwer.
"Die Schlange, das ist eine ganze Philosophie": Aktionskünstler Rainer Kwasi mit Smea, Brosche und Brosches Schwester lsis im Garten, in dem das Gras wegen der Reptilien sorgsam kurzgehalten werden muss. Dem Tigerpython Brosche half Kwasi einst aus dem Ei, heute ist das Tier sechs Meter lang.
"Sonst sterbe ich", sagt er
Wenn sie ihn anzischeln und anfangen, mit dem Schwanz zu schlagen, dann weiß er, "dass sie genervt sind". Dann entschuldigt er sich und geht raus. Es gibt keine Bindung. Sie streichen ihm nicht um die Beine. Sie buhlen nicht. Sie mögen seine Körperwärme, ja. "Aber ihre Berührungen sind anteilnahmslos. "
Er sagt: "Ich gehe da jeden Morgen rein, als wäre es das erste Mal." Rainer Kwasi zeigt auf das Panzerglas des Terrariums, das die ganze Stirnseite seines Wohnraumes einnimmt. Hinterm Glas dösen Smea, Isis, Thaba und Nathan. Wenn die Hitze anhält, kann er morgen in den Garten mit ihnen.